Aufgeben gilt nicht
[BEWERBEN] Hinfallen ist keine Schande, Liegenbleiben schon. Wer bei der Jobsuche von Niederlage zu Niederlage eilt, sollte seine Strategie überprüfen und sich auf den Empfängerhorizont eines Personal-Entscheiders einstellen.
Der Jobmarkt stinkt. Selbst gute Leute unter Dreißig, über Fünfzig und rund um die Vierzig gelten als komplett out. Die Fünfundzwanzigjährigen stellt man als Praktikanten kalt. In der Probezeit entlassen? Schon gilt man als verhaltensauffällig. Auf einen widerborstigen, nicht auf Anhieb einsortierbaren Lebenslauf reagieren die Konformisten in den Personalabteilungen wie auf eine madige Kirsche: Sie spucken ihn sofort wieder aus.
Großes Pech haben die besonders Flexiblen: Die Personaler hören multiqualifiziert, denken: überqualifiziert, und schon ist man aussortiert. Der Jobmarkt spiegelt die Gesellschaft, und unsere Gesellschaft ist leider überängstlich, übervorsichtig und ziemlich ungerecht. Her mit dem Grundrecht auf Arbeitszuteilung!
Genug lamentiert. Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück: Sie finden keinen Job. Dauerhaft nicht ankommen, obwohl eigentlich gute Argumente für die Jobeignung vorliegen: Wer neigt da nicht dazu, an eine unsichtbare Mauer zu glauben.
Die Mauer ist sichtbar. Es gibt aber auch Portale, Schleusen, Pforten, Nebeneingänge. Falls Sie nicht durchgewunken werden, überprüfen Sie ihre Versuche, Einlass zu erreichen:
:: Arbeiten Sie Ihre Kompetenz klar heraus
:: Stecken Sie Ihren Jobclaim eindeutig ab
:: Richten Sie sich auf ein definiertes Jobziel aus
:: Dulden Sie keinen Zweifel an Ihrer Loyalität, Ihrer Kooperationsbereitschaft und Beständigkeit
:: Hausieren Sie nicht mit persönlichen Defiziten
:: Bauen Sie mit Ihrem Verhalten tatsächlich Vertrauen auf anstatt Misstrauen zu fördern
:: Wirken Sie insgesamt glaubhaft.
Falls Sie an den Jobtüren über längere Zeit keinen Einlass finden, gehen Sie fort, und kommen Sie wieder, wenn Sie etwas Besseres zu bieten haben. Oder machen Sie etwas ganz anderes.
:: Schärfen Sie Ihr Profil
:: Optimieren Sie Ihre Präsentation
:: Arbeiten Sie an Auftreten, Rede und Verhandlungsführung
:: Klären Sie ab, welche Spezialisten besonders gefragt sind
:: Eignen Sie sich dieses Spezialwissen an
:: Nehmen Sie Bewerbungswege, die Sie bisher vermieden haben
:: Werden Sie zum Klinkenputzer – sprechen Sie persönlich vor
:: Erweitern Sie Ihren Aktionsradius
:: Weichen Sie auf andere Jobs aus
:: Übernehmen Sie Kurzzeitjobs, Low-End-Jobs
:: Spüren Sie Jobanbieter auf, die von den anderen Bewerbern übersehen wurden
:: Erfinden Sie einen neuen Job oder realisieren Sie eine Geschäftsidee
:: Verlegen Sie sich auf Non-Profit-Arbeit
:: Gönnen Sie den erfolgreichen Jobfindern ihr Glück und lernen Sie von ihnen
:: Bleiben Sie in Bewegung
Machen Sie eher etwas selbst und ungefragt, als dass Sie etwas anbieten und bieten Sie eher etwas an, als dass Sie nur abwarten, ob man etwas von Ihnen will.
Niemand außer Ihnen ist für Ihr berufliches Weiterkommen verantwortlich. Als Jobfinder geben Sie ein Leistungsangebot ab, leisten Überzeugungsarbeit, setzen sich durch und ergattern einen Jobauftrag. Auf keinen Fall zeigen Sie der Arbeitgeberseite oder der Welt insgesamt, dass man Ihre Vita nicht versteht, Ihre Absichten nicht würdigt, Ihren guten Willen unterschätzt und Ihre Anstrengungen nicht respektiert.
Üben Sie für sich privat. Schlüpfen Sie in Ihr Outfit für ein Vorstellungsgespräch. Sprechen Sie frei über Ihre Joberfahrung, Ihre Lernleistungen, Ihr Wissen und Können und über all das, was sonst noch für Sie spricht. Verdichten Sie alles zu einer Story über Ihren Werdegang. Zeichnen Sie das Ganze auf. Betrachten Sie sich mit dem neugierigen Blick des Fremden und hören Sie Ihre Rede an.
:: Würden Sie sich neben diese Person setzen?
:: Möchten Sie mit dieser Person gern reden?
:: Finden Sie diese Person sympathisch?
:: Würden Sie diesem Menschen trauen?
:: Würden Sie ihm einen Schlüssel anvertrauen?
:: Ihm Geschäftsgeheimnisse offenbaren?
:: Ihm Vertrauen schenken?
:: Auf ihn bauen?
Bewerben heißt, gute Miene zu einem Spiel machen, dessen Regeln bekannt sind, dessen Gewinnchancen größer Null sind und dessen Mitspieler berechenbar sind. Kommen Sie nicht damit, dass Sie auf der Verliererseite sind. Sie sind im Spiel. Machen Sie daraus das Beste.